Tré (CH)

 

 

 

Tré (CH)

Do. 14.11.13, 21:00 Uhr

Wer die Gruppe tré nur auf das hochschweizerische Gebiet begrenzen will, liegt nicht nur daneben, er liegt auch völlig falsch. Beim Abhören der aktuellen CD „Brissago“ muss sich der Hörer ständig neu verorten. Der Begriff Heimat erhält im Verlauf der CD einen immer neuen Klang. Bei den drei Soundboardern reicht die Schweiz bis zum Balkan und Lateinamerika („Güle Güle”), vom Mississippi („Welcome”) nach New York („Parcours”, „Silogas”) und darüber hinaus („Soljanka“)! Die eher ortsgebundene Musiksemantik wird eben mal durcheinander gewirbelt, dass es nur so kracht („M + M“, „Lachnummer 2“). Da wird die persönliche Erinnerungsmaschine angeschmissen, denn völlig überblasene Ländler („Mtagadapdap”) marschieren Seite an Seite mit hyper-bebopartigen Anekdoten („Nutztierdruck”) a la King Crimson. Wir finden Formen („Lachnummer 1”, „Kakadu”, „Leierkasten”), die räumliche, bildliche und rhythmische Energien in Kurzzeit bündeln. Oder heimatliche Archetypen wie Jodler („Folleschübel”) und Walzer („Brissago”) werden im Schnelllauf via Samba-Attitüde und Tacet-Schüben auseinander genommen. Die drei Musiker gehen anarchisch aber respekt- und liebevoll mit „ihrem” Material um („Zwische Huus und Gadä”). Komik und Ernst liegen immer fruchtbringend neben einander. Sie tauchen uns gleichzeitig ein in die Welt der Mikrosounds von Volksfesten und Konzertsälen („Treffen”,„Folleschübel”). Wir stehen - dem Ursprung der Klänge nah - virtuell auf 2000m Höhe in einer multiphonen Klang- und Bilderwelt („Grünes Gras”) ohne Denkverbote. Vertrackte Funk-, Balkan- und Orient-Rhythmen verschmelzen optimal mit den porösen helvetischen Klangschichten und -schatten der beiden Bläser („Parkuhr”). In permanenter Euphorie und Trauer echoen und schwellen die Bläser auch schon mal alphornartig an und ab („Ernst”, „Short Nap“). Wir hören trotz komplexester Abläufe luftig-leichte Musik von großer interaktiver Dichte und Präsenz zwischen den Akteuren („Geläut'“).
Selten klang wie in den voll hausgemachter Be- und Entschleunigung wohltuenden Miniszenarien von tré das urbane Jazzfeeling so ländlich und die alpine Volksmusik so global. Im Herbst 2012 beginnt der große Almabtrieb - pardon, liebe Schweizer, ich meinte Alpabzug.

Thomas Lüthi - Sopran & Tenor-Saxophon
Bernhard Bamert - Posaune
Lukas Mante - Schlagzeug

http://www.tremusic.ch

 

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