Manchmal macht der Zufall die beste Musik .....
zum Beispiel diesen jazzigen und bisweilen auch trashigen Chanson-Pop: mitreißend unverbrauchte Melodien, brillant gesetzte und nicht selten gegen den Strich gebürstete Arrangements, die vor rauer Lebendigkeit nur so strotzen. Diese Musik, dieser Sound und vor allem diese Performance sind erfrischend anders. Gewachsen jenseits aller Vorbilder. Freigeistig, eigenständig, sperrig, witzig, muffig, unperfekt richtig und vor allem richtig unterhaltsam. Das alles ist schneider & das mufforchester aus Karlsruhe. Jedes Konzert ein Unikat des kreativen Wahnsinns.
In ihren Songs verhandeln sie nicht weniger als die großen Fragen unserer Zeit: „Kacken Intellektuelle wirklich anders?“, „Lassen sich die Spätfolgen von übermäßigem Alkoholgenuss durch logopädische Übungen mildern?“, „Was sagt uns die Crema eines guten Espresso über italienische Frauen?“ und nicht zuletzt: „Darf man angeheiratete Familienangehörige essen?“ All diesen Fragen wird genüsslich nachgegangen, in bisweilen absurd wohlgesetzten Worten und mit einer Musik, die alle Genre-Etiketten über den Haufen wirft; die Chanson, Pop, Folk, Latin und Jazz respektlos mischt und doch nur eines ist: nämlich verdammt gut.
Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass die Bandgeschichte auf einer Verkettung unglücklicher Umstände basiert. Ein junger, vielfach ausgezeichneter Komponist der Neuen Musik, der bislang eher mit modernen Opern und Ballettmusik in Erscheinung getreten ist, trifft einen Romanautor, dessen Sprache die F.A.Z. unlängst mit jener des großen Nabokov verglichen hat. Beides echte Künstler: Wehleidig, unverstanden und irgendwie immer an der Grenze zum Größenwahn unterwegs, der dann freilich gerne in kreativer Kleingeistigkeit versandet, woran aber immer die anderen schuld sind. Jedenfalls klagt der Komponist, Stephan Marc Schneider, dem Romancier, Volker Doberstein, sein Leid: Er würde gerne ein Programm mit eigenen französischen Chansons schreiben (mit seiner Band Baba Pastis spielte er damals bereits die Klassiker von Brel oder Brassens nach), sei aber insbesondere mit der Themenwahl der beauftragten Textdichter unzufrieden.
Kurzum: schneider & das mufforchester stehen für neue deutsche, fette, jazzig-trashige Chansons, die immer ein wenig schräg, endlos süffig und manchmal leider auch unfreiwillig britisch daherkommen. Was soll’s! Einfach genießen! Und zwar am besten live.



